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Kaum vor Ort, sofort dabei!

„Michael, ich komm am Freitag in der Früh in Wien an und die Weihnachtsfeier von Generation Earth ist ja erst am Abend. Hast du eine Idee, was wir den Tag über in Wien machen können?“ – „Das ist ja wohl sonnenklar, wir gehen zum Climate Strike!“ – „Okay!“

 

Ich hatte kaum geschlafen im vollgestopften Bus von Warschau nach Wien, und stand pünktlich morgens um 7 am Busbahnhof. Mit Michael hatten wir vereinbart, uns bei der Hauptuni zu treffen, frühstücken und dann zum Climate Strike auf den Heldenplatz zu gehen. Michael kam bald auch wirklich zum ausgemachten Treffpunkt und ich konnte mir das Lachen kaum verkneifen – er fuhr mit dem Rad, hatte einen riiiiiiiiiesengroßen Wanderrucksack am Rücken, einen übervollen Rucksack vorm Bauch, breite Kartons am Gepäckträger und Stofftaschen am Lenker. Na das nenn ich mal ein authentisches Wiedersehen!

 

Zwar war der Climate Strike erst zwei Tage zuvor angekündigt worden, doch die Demo klappte wie am Schnürchen! Flugs hatten wir unsere Plakate geschrieben (Ich komm grad aus Vilnius, nicht mit Flieger, sondern Bus!), die Chants gelernt und noch einen Schluck warmen Tee getrunken, und dann waren wir auch schon bereit. Während der nächsten sechs Stunden standen, gingen, tanzten, spielten, redeten, lachten, saßen und sangen wir vor dem provisorischen Parlament am Heldenplatz. Außerdem bemühten wir uns, mit Passanten ins Gespräch zu kommen, um über den Grund und die Ziele der Demo zu plaudern. Die Stimmung war durchwegs großartig – angesichts der vielen engagierten Menschen, der bereichernden Begegnungen, des Zuspruchs vieler Passanten und der zum Tanzen und Hüpfen verleitenden Kälte auch nicht verwunderlich. Zum Ende der Demo hin waren unsere Stimmen zwar etwas erschöpft, und irgendwann wurde uns bewusst, dass wir den ganzen Tag über nichts gegessen hatten, doch selbst das konnte unseren Enthusiasmus nicht mehr trüben. Wir hatten Feuer gefangen und schon viele Ideen für die nächsten Demos!

 

Den Enthusiasmus packten wir gleich ein in unsere Rucksäcke und fuhren vollbepackt zum WWF Büro. Dort fand nämlich die Weihnachtsfeier von Generation Earth statt. An die 60 Leute waren zusammengekommen um auf das Jahr zurückzublicken, einzelne Projekte vorzustellen, gemeinsam zu plaudern, zu essen, zu lachen und zu tanzen. Wie schön, so viele liebe Freunde auf einmal wieder zu sehen! Doch hin und wieder verspürte ich an diesem Abend kurze Momente der Erschöpfung – und hatte in diesen Augenblicken große Schwierigkeiten, Deutsch zu sprechen. Da kamen die Worte dann in Englisch, in Französisch, in Litauisch, oder gar nicht. Das Tanzen zu später Stunde entpuppte sich mir dann als richtige Erleichterung – nix mehr reden, nix mehr denken, nur noch sein.